An einem heißen Maitag waren Vertreter von Grundschule, Hort, Schulsozialarbeit und Eltern im Planungsausschuss eingeladen. Dort stellten sie ihre Ergebnisse in Bezug auf die räumlichen Anforderungen an einen Schulerweiterungsbau vor. Wir danken an dieser Stelle für die umfassende Einbeziehung und Zeit im Ausschuss und anderen Gremien.
Ein wichtiger Gedanke der Präsentation war, dass es bei dem Projekt nicht nur um die Errichtung eines weiteren Gebäudes auf dem Grundschulcampus geht. Vielmehr sollen im Zuge der Bautätigkeiten auch eine Neustrukturierung und eine Umgestaltung der Bestandsgebäude vorgenommen werden. Hintergrund dafür sind neben notwendigen Erweiterungen der Flächen auch die veränderten Anforderungen durch die Bildungskonzepte von Grundschule, Hort und anderen Nutzerinnen.
Die Flurschulen des 19. und 20. Jahrhunderts wurden einst für den Paukunterricht der Industrialisierung gebaut. Deren Pädagogik war passiver Nachvollzug staatlich vorgegebenen und verordneten Wissens. Und dennoch werden auch über 100 Jahre später unsere Kinder in diesen Schulen unterrichtet.
Die Schule des 21. Jahrhunderts – so weist es der neue Rahmenlehrplan für das Land Brandenburg aus – hat ganz andere Ziele: Sie soll die Schülerinnen und Schüler zum selber Denken herausfordern und ihre individuellen Selbstlern- und Gestaltungsfähigkeiten stärken. Sie soll Lernsituationen bereitstellen, in denen die Kinder sich vielfältig nutzbare Kompetenzen in den unterschiedlichen Wissensbereichen weitgehend selbständig aneignen können und die Zukunft unserer Gesellschaft in demokratischen Aushandlungsprozessen mitgestalten lernen. Inklusion ist in diesem Zusammenhang eine selbstverständlich umzusetzende Grundhaltung. Auch der Hort mit seinem offenen Konzept als nonformale Bildungseinrichtung und die Schulsozialarbeit mit ihren Beratungsangeboten stellen an ihre Räume andere Anforderungen.
Glienicke hat jetzt auf lange Sicht die einmalige Chance, den Bildungsstandort architektonisch durch die Errichtung eines modernen Campusgebäudes sowie die Umgestaltung der Bestandsgebäude für die Pädagogik des 21. Jahrhunderts vorzubereiten und einen bedeutsamen Lebens- und Lernort für unsere Kinder zu schaffen.
Investition in Bildung ist langfristig gesehen die volkswirtschaftlich erfolgreichste Investition – wir sichern damit nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg zukünftiger Generationen, sondern auch die Stabilität unserer demokratischen Gesellschaft.
Wir dürfen jetzt angesichts der Größe der Aufgabe nicht verzagen, sondern müssen Mut und Gestaltungswillen beweisen, um eine langfristig tragfähige Lösung zu schaffen. Denn ob wir visionär und vorausdenkend genug waren, das werden erst die kommenden Generationen in vielleicht 100 Jahren beurteilen können.
Dieser Artikel erschien zuerst im Glienicker Kurier, Ausgabe 07-08/2018